Eigene Marke Luna Plant®
Gartenbaubetrieb Andre Johann, Goch-Nierswalde
von Sabine Aldenhoff
„Wir arbeiten nach dem Mond, soweit es geht“, erläutert Andre Johann die Besonderheit seiner Kulturführung. Was auf Initiative eines Mitarbeiters begann, hat der Gärtnermeister inzwischen zur Marke Luna Plant® ausgebaut. Auch sein Sortiment ist ausgesucht, sodass der Untertitel seines Firmennamens „Die etwas andere Gärtnerei“ das Unternehmen durchaus treffend beschreibt.
Ursprünglich ließ sich Vater Adolf Johann im Jahr 1965 in der Gärtnersiedlung Nierswalde bei Goch am Niederrhein nieder. Den heutigen Stammbetrieb von Andre Johann hatte der Vater 1978 dazugekauft. Seit 1993 ist der jetzige Betriebsinhaber selbständig, im Jahr 1997 hat er in der Nachbarschaft einen Betrieb hinzugepachtet. So verfügt er über insgesamt 8 500 m² unter Glas sowie über 2,5 ha Freilandstellflächen. Ein Gärtnermeister, drei Gartenbauhelfer und ein Auszubildender zählen zum Stammpersonal von Andre Johann, der selbst ebenfalls Gärtnermeister ist. In der Saison werden nach Bedarf weitere drei bis sechs Aushilfen beschäftigt.
Seine Produktpalette teilt der Unternehmer in fünf Gruppen ein: Beetpflanzen, Gemüse, Steingartengewächse, Heidepflanzen und Zimmerpflanzen. Die Auswahl ist über die Jahre entstanden, teils aus Tradition wie bei Callunen und Kussmäulchen, die bereits der Vater kultivierte, teils aus anderen Gründen. So passen die Steingartenpflanzen beispielsweise zur Philosophie einer möglichst ökologisch nachhaltigen Produktion, da sie sehr genügsam in der Kultur sind.
An Beet- und Balkonpflanzen werden verschiedene Begonien, Impatiens, Portulaca und Euphorbia `Silverfog´ produziert. Diverse Balkontomatensorten verbergen sich hinter der Produktgruppe Gemüse. Sedum und Sempervivum in Sorten bilden die Gruppe der Steingartengewächse. Im Herbst werden Calluna Twin-Girls geliefert. Und zu guter Letzt sind Kussmäulchen (Nematanthus gregarius) die Zimmerpflanzen im Sortiment.
Andre Johann hat sich einer ökologisch nachhaltigen Produktion verschrieben und die Kulturauswahl den Gegebenheiten seines Betriebes angepasst. Er nutzt noch die alten Gewächshäuser, die sein Vater einst gebaut hat. Große Investitionen hat er in all den Jahren vermieden, einzig den Neubau eines 2 000 m² großen Folienhauses hat er sich 2004 geleistet. Bewusst versucht er, mittels seiner Produktpalette möglichst effizient zu produzieren und mit Ressourcen weitsichtig umzugehen. Die Margen im Gartenbau werden nun mal immer geringer, da gilt es, an jedem Schräubchen zu drehen. Zur Nachhaltigkeit gehören auch der Einsatz von Nützlingen und ein äußerst moderater Einsatz chemischer Pflanzenschutzmittel. Dem Tonpuffersubstrat wird ein Vorratsdünger beigemischt, sodass nur wenig Nachdüngung notwendig ist.
Sein Gärtnermeister und Vorarbeiter gießt die Pflanzen schon immer nach dem Mond. Vor 14 Jahren schenkte er seinem Chef zum Geburtstag einen Mondkalender. Nun begann auch Andre Johann, sich für die Sache mit dem Mond zu interessieren. Seither werden viele Arbeiten im Betrieb – soweit es möglich ist – nach dem Mondkalender ausgerichtet. Vor allem das Gießen, aber beispielsweise auch Stutz- oder Düngetermine. Von Esoterik sind die beiden „Mondgärtner“ aber weit entfernt. Johann steht auf dem Standpunkt, dass es ja nicht schaden kann, wenn man sich nach dem Mond richtet, und er hat damit bisher nur gute Erfahrungen gemacht. Wenn es im Sommer zu heiß ist und die Pflanzen dringend Wasser brauchen, dann wird selbstverständlich auch gegossen, wenn gerade kein „Gießtag“ ist.
Das Gärtnern nach dem Mond hat der Unternehmer zur Marke gemacht: Luna Plant® ist seit 2013 geschützt. Unter dieser Marke vertreibt Johann große Teile seines Sortiments mit eigenen Etiketten und CC-Karren-Plakaten. Über einen QR-Code gelangt der Endverbraucher auf die Homepage www.luna-plant.net. Hier sind Informationen zur Pflege der Pflanze hinterlegt und ein Mondkalender. Gerade für Konsumenten, die sich nicht so gut mit Pflanzen auskennen, biete der Mondkalender einfach einen guten Anhaltspunkt. Mit Luna Plant® möchte sich Andre Johann im Markt abheben. Im immer schwieriger werdenden Geschäft setzt er auf Kulturvielfalt zur Risikostreuung, auf Qualität und Flexibilität.
Viel Handarbeit in den Kulturen
Seine Pflanzen vermehrt er zum Teil durch Stecklinge selbst, wie bei Nematanthus, oder er kauft sie zu, wie bei den Tomaten und den Callunen. Die Topfmaschine ist mobil und wird da eingesetzt, wo die Pflanzen nachher ausgestellt werden sollen. Über Förderbänder, die auch um die Ecke leiten können, werden die Töpfe von der Topfmaschine ins Quartier transportiert, wo sie mit einer Gabel in Empfang genommen und am Boden abgesetzt werden. Im Freiland werden die Pflanzen in Kulturpaletten ausgestellt. Je nach Kulturdauer werden dem Topfsubstrat verschiedene Langzeitdüngertypen beigemischt.
Die Steingartenpflanzen kultiviert Andre Johann mit Begeisterung. 20 Sedum- und acht Sempervivum-Sorten bilden ein buntes Sortiment, das vor allem in Mischpaletten oder auf Mischkarren vermarktet wird. Die Pflanzen seien so schön pflegeleicht, freut sich der Betriebsleiter, dies müsse dem Endverbraucher besser vermittelt werden. Sie brauchen kaum Wasser, sind winterhart und lassen sich problemlos zurückschneiden. Im 12er Topf kultiviert, entwickeln die Pflanzen bis zum Verkauf eine ansprechende Größe mit attraktivem Laub und zum Teil auch hübschen Blüten.
Eine Besonderheit in der „etwas anderen Gärtnerei“ ist die Kultur der Zimmerpflanze Kussmäulchen (Nematanthusm gregarius), womit Johann der letzte und einzige deutsche Anlieferer bei den Vermarktern am Niederrhein ist. Einst hatte sein Vater bei einer Exkursion in die Niederlande die Kultur für sich entdeckt; seit mehr als 40 Jahren spielt sie nun im Betrieb Johann eine wichtige Rolle. Kultiviert wird die dickblättrige Pflanze in sieben Sorten, sowohl im 12er Topf als auch in einer 15er Ampel. Sortenschutz hat Johann auf `Sarah´, eine Mutation mit panaschierten Blättern, die sich im Bestand gezeigt hatte.
Die Nematanthus-Pflanzen werden in Eigenregie vermehrt. Das Stutzmaterial des vorherigen Satzes ist das Steckmaterial für den nächsten Satz. So werden im Februar, im Mai, im Juli und im September/Oktober jeweils fünf Stecklinge pro Topf gesteckt. Ein- bis zweimal müssen die Pflanzen im Verlauf ihrer mindestens neunmonatigen Kulturzeit gestutzt werden. Mit Eintritt der Kurztagsphase beginnen die Kussmäulchen zu induzieren. In den Verkauf gelangen sie dann mit Blüten von Juli bis März.
Engagement für den Berufsstand
Andre Johann betont, dass er mit seinem Betrieb seit 2012 Mitglied bei der Anbauervereinigung Plantregio ist. Ende August/Anfang September stellte er mit seinen Clubkollegen auf der Kölner Messe Spoga + Gafa aus, was in der Gruppe eine gute Gelegenheit ist, sich zu präsentieren und Kontakte zu knüpfen. Außerdem ist Johann schon seit Jahren ehrenamtlich aktiv. Er ist der Vorsitzende des Kreis-Erwerbsgartenbaus Kleve-Nord und Mitglied im Topfpflanzenfachausschuss des Landesverbandes Gartenbau.
Besonders die Ausbildung liegt dem Gärtnermeister am Herzen. Seit Jahren ist er Prüfer bei Gehilfenprüfungen im Zierpflanzenbau. Er empfängt auch schon mal Schulklassen in seinem Betrieb, um den jungen Leuten den Gärtnerberuf näher zu bringen. „Wir brauchen vor allem Leute für leitende Tätigkeiten, die müssen schon ein bisschen was können und sollten in ihrer Jugend schon mal körperlich gearbeitet haben“, erläutert Johann die Nachwuchssorgen im Gartenbau. Praktikanten oder Ferienjobbern sollte man deshalb im Betrieb nicht das Gefühl geben, dass sie nur für billige Arbeiten ausgenutzt werden, sondern man sollte ihnen auch die positiven Seiten des Gärtnerberufs vermitteln.