16.11.2022

Techniklösungen für den Gemüsebau

Der Exaktstriegel Aero Fusion von Einböck konnte im Praxiseinsatz auf Möhrendämmen vorgestellt werden. Die Aggressivitätseinstellung der Zinken erfolgt hydraulisch. Unabhängig von der Zinkenstellung bleibt die Aggressivität an jedem Zinken gleich
Foto: Brammert-Schröder

Der Pfälzer Gemüsebaufeldtag auf dem Queckbrunnerhof bei Schifferstadt Anfang September zieht jedes Jahr Gemüseerzeuger und Interessierte aus ganz Deutschland und dem benachbarten Ausland an, die sich über Neuheiten informieren möchten. Bei der Maschinenausstellung wurden technische Lösungen zur mechanischen Unkrautbekämpfung und zum Pflanzenschutz sowie Pflanz- und Sätechnik thematisiert.

Den Regen konnten sicher alle Gemüseerzeuger gut gebrauchen. Doch der Niederschlag in der Nacht vor dem Gemüsebaufeldtag des DLR Rheinpfalz machte es unmöglich, die Maschinen auf dem Pfälzer Gemüsebautag Anfang September im praktischen Einsatz vorzustellen. Die Verantwortlichen vom DLR Rheinpfalz verlegten die Maschinenausstellung kurzerhand in die Hallen des Queckbrunnerhofs.

Etliche Aussteller hatten Hacktechnik für den Gemüsebau im Angebot. Zürn stellte die kameragestützte Hackmaschine Robocrop InRow von Garford vor, die im Frontanbau gefahren wird. Die Maschine kann sowohl zwischen der Reihe als auch in der Reihe hacken. Eine über der Hackmaschine angebrachte Kamera erkennt die Position jeder Kulturpflanze, darüber werden die Rotatoren mit den Jätewerkzeugen um jede Pflanze herum gesteuert. Über die Drehzahl der sichelförmigen Jätescheiben passt sich die Maschine an unterschiedliche Pflanzabstände an. Zwischen den Reihen erledigen Hackschare das Entfernen des Unkrauts. Der Einsatz der Technik ist rund 14 Tage nach dem Pflanzen möglich. Infos unter https://zuern.jd-partner.de/Andere-Marken/Garford-Hackgeraete.

Hack- und Striegeltechnik in bewährter Form

Reges Interesse herrschte auch am Stand von K.U.L.T. Kress umweltschonende Landwirtschaft. Sie hatten die kamerageführten Hackmaschine K.U.L.T.iSelect dabei, die sowohl in der Reihe als auch zwischen den Pflanzen hacken kann. Die Kamera erfasst mehrere Pflanzenreihen, erkennt die Einzelpflanzen und steuert die Hackmesser. Das Parallelogramm-Verschiebungssystem K.U.L.T.iVision PV nutzt ebenso wie das Seitenverschiebungs-System K.U.L.T. iVision SV eine Kamera, die die Pflanzenreihen erfasst und auch das Fahren in Anbaustrukturen mit Doppel- und Dreifachreihen ermöglicht. Die optische Reihenerkennung bedient je nach Maschinenausstattung einen hydraulischen Verschieberahmen zwischen Schlepper und Hackmaschine oder eine hydraulische Parallelogrammverschiebung, die direkt in der Hackmaschine verbaut ist. Als Ergänzung zum Tandem-Parallelogramm bietet K.U.L.T. jetzt auch einen Klapp-Zinkenkopf an, der das Arbeiten mit den Hackmaschinen flexibler macht. „Das Hackaggregat mit Scheiben und Winkelmessern kann einfach heruntergeklappt werden, um in Kulturen mit schmalen Reihenweiten oder kleinen Pflanzen zu hacken. Damit entfällt der zeitaufwändige Umbau der Hackmaschine“, sagte Produktspezialist Carsten Prüße. „Damit sparen die Anwender bis zu 50 % Zeit.“ Der Klapp-Zinkenkopf sei in jedes Hacksystem und jedes Parallelogramm integrierbar. Infos unter https://www.kult-kress.de. Prüße sagte, dass das Unternehmen künftig den Vertrieb auf eine breitere Basis stellen möchte. Deshalb sollen Partnerschaften mit verschiedenen Landmaschinenhändlern eingegangen werden.

Als nachmittags die Sonne die Oberhand gewann und der Boden etwas abgetrocknet war, konnte der Hackstriegel Aerostar-Fusion von Einböck im Feld vorgeführt werden. Der Striegel kann sowohl in Ackerkulturen als auch in Beet- oder Dammkulturen und Spezialkulturen wie Gemüse und Kräutern eingesetzt werden. Die 7 mm starken Zinken sind indirekt gefedert und arbeiten unabhängig voneinander. Die Aggressivitätseinstellung der Zinken erfolgt hydraulisch und kann zwischen äußerst sanft (beim Blindstriegeln) oder ultrastark (beim Krustenbrechen) angepasst werden. Der Anpressdruck liegt bei bis zu 6 kg pro Zinke. Unabhängig von der Zinkenstellung bleibt die Aggressivität an jedem Zinken gleich. Dadurch kann er auch in Dammkulturen eingesetzt werden. Infos unter www.einboeck.at.

Ebenfalls im Praxiseinsatz vorgestellt werden konnte die Modula Jet von Forigo, die die Einzelkornsätechnik und das Auslegen von Mulchfolie in einer Maschine vereint. Das Einzelkornsäaggregat legt die Saatkörner in den Boden ab. Im Anschluss wird die Mulchfolie auf den Damm gelegt und an den Seiten mit Erde befestigt. Im nächsten Schritt werden an der Stelle, an der die Körner im Boden liegen, Löcher in die Folie gestanzt. Leider nicht in der Praxis vorgestellt werden konnten die Pflanzmaschinen von Ferrari. Nanne Kooiman aus den Niederlanden hatte die automatische Pflanzmaschine Fast Block dabei. Mit der selbstfahrenden Maschine können Salat, Zwiebeln oder Möhren aus Presstöpfen mit einer Seitenlänge von 3 bis 5 cm gepflanzt werden (https://www.nannekooiman.nl/de).

In Mulch pflanzen und Wasser konservieren

Interessante Gespräche hat Johannes Storch von der live2give gGmbH aus Dickendorf im Westerwald geführt. Staatssekretär Andy Becht aus dem Rheinland-Pfälzischen Landwirtschaftsministerium informierte sich am Stand über die Technik und Funktionsweise des Mulchtec-Planters. Mit der Pflanzmaschine können Gemüse-Jungpflanzen direkt in den unbearbeiteten, durchwurzelten und mit einer Mulchschicht bedeckten Boden gepflanzt werden. Unter der Pflanzreihe wird eine Dünger-Startgabe als Unterfußdüngung platziert. „In diesem Jahr hat man die Vorteile des Verfahrens deutlich gesehen“, so Storch. Das Gemüse sei im Mai gepflanzt worden und habe die darauffolgende zweimonatige Trockenheit gut überstanden. Durch den Mulch und die Durchwurzelung ist der Boden vor Erosionen und Verdunstung geschützt. „Die Nachfrage ist dieses Jahr da“, sagte Storch, der die Maschine maßgeblich mit entwickelt hat. Das Thema wasser- und bodenschonender Anbau ist in seinen Augen angesichts der Klimaveränderungen zwingend. Umso bedauerlicher sei es, dass die Maschine derzeit nicht AFP-förderfähig ist. Das Unternehmen hatte außerdem den MulchTec-RotoSeeder dabei. Damit können sowohl Getreide als auch Zwischenfrüchte unter einer Mulchauflage gesät werden. „Mit der Maschine nutzen wir das Potential der Mulchschicht aus“, erklärte Storch. Eine Umkehrfräse unterschneidet die Zwischenfrucht und Wurzelunkräuter flach, das Saatgut wird auf dem Bearbeitungshorizont abgelegt und mit einem Erd-Mulchgemisch wieder bedeckt. „Die Saatkörner haben Wasseranschluss und der Boden ist von oben durch den Mulch vor Verdunstung und Erosion geschützt.“ Infos unter www.mulchtec.de.

Selektiv spritzen und Aufwandmenge reduzieren

Am Stand von Agravis wurde das neue Spritzsystem Ara von Ecorobotix präsentiert, mit dem sich durch Einzelpflanzenerkennung und punktgenaue Applizierung die Mengen an Pflanzenschutzmitteln deutlich einsparen lassen sollen. Das Gerät für den Heckanbau hat 6 m Arbeitsbreite und erfasst mit Kameras jede Pflanze. Über die Kameras werden die 156 Düsen gesteuert, die im Abstand von 4 cm am Spritzbalken angebracht sind. Im Frontanbau werden ein 500-l-Wassertank sowie ein 200-l-Spritzbrühtank mitgeführt. Frank Uwihs erläuterte die Einsatzmöglichkeiten: „Damit lassen sich selektiv einzelne Unkräuter gezielt bekämpfen. Es ist aber auch eine Einstellung möglich, bei der alles behandelt wird, was nicht Kulturpflanze ist. In diesem Fall wird eine Sicherheitszone um die Kultur eingehalten, um sie nicht zu kontaminieren. Natürlich sind auch Anwendungen mit Fungiziden oder Insektiziden sowie die Applikation von Blattdüngern im Bandspritzverfahren auf den Kulturpflanzen möglich.“ Damit lassen sich nach seinen Angaben 50 bis 90 % Pflanzenschutzmittel einsparen. Es sind Algorithmen für die Steuerung hinterlegt, im Gemüsebau aktuell für Bohnen, Zwiebeln, Spinat, Chicorée und Eisbergsalat. Im Ackerbau kann die Spritze bereits in Zuckerrüben, Raps und Baumwolle sowie gegen Durchwuchskartoffeln eingesetzt werden. Die Algorithmen für Soja und Mais sind in der Entwicklung. „Wir haben mit dem Spritzsystem in diesem Jahr 800 ha Fläche behandelt, hauptsächlich in Zwiebeln, Buschbohnen, Eissalat und zur Bekämpfung von Durchwuchskartoffeln“, sagte Uwihs zur Praxisreife. Allerdings stehe die Zulassung durch das JKI noch aus. Das Interesse vor allem der Gemüseerzeuger an dem System sei groß. Zehn konkrete Anfragen aus Norddeutschland würden bereits vorliegen, und auch die Pfälzer Erzeuger hätten Interesse bekundet. Weitere Infos unter https://www.agravis.de/de/technik/agrartechnik/feldrobotik.html.

Die Firma Wetech aus Soest stellte ihre Jäte- und Ernteflieger mit solarem Antrieb vor. Sie sind für viele Damm- und Beetkulturen geeignet und bieten bis zu zwölf Personen Platz. Die Maschinen werden speziell auf die individuellen Anforderungen des Betriebes angepasst. Informationen unter https://www.wetech-maschinenbau.de/.

Gemüse und Kisten waschen

Das erst seit Anfang des Jahres bestehende Unternehmen BW Baltenweck Walter aus Offenburg stellte zwei für Gemüseerzeuger interessante Produkte vor. Zum einen eine Durchschub-Waschanlage für vielerlei Obst und Gemüse in Kisten und auch für lose Ware. Die Anlage ist aus Edelstahl gefertigt und arbeitet mit sprudelndem Wasser. „Im Sprudelbad gelangt das Wasser auch zwischen die Blätter und reinigt beispielsweise Salatköpfe. Gleichzeitig werden die Ernteprodukte gekühlt und sind länger haltbar“, erklärte Geschäftsführer Patrick Baltenweck. Die Ware wird in Kisten durch die Waschanlage geführt, die Verweildauer ist frei wählbar. Bei einem Einschub von Kisten alle 30 Sekunden könne eine Leistung von 120 Kisten pro Stunde erreicht werden. Wahlweise sei die Maschine auch mit zusätzlichen Frischwasserbrausen und einem Schmutzfangblech ausrüstbar. Das patentierte zweiteilige Führungssystem für die Kisten ist herausnehmbar und lässt sich schwenken. Dann kann auch lose Ware gewaschen werden.

Außerdem hatte BW den Prototypen einer Kistenwaschanlage dabei. Die Kisten werden rotierend durch den Wasserstrahl geführt, der durch drei Reihen Düsen entsteht. Die Reinigung erfolgt mit kaltem Wasser. „Die Reinigung von rund 300 Kisten pro Stunde ist möglich. Die Kistenwaschanlage ist speziell für Direktvermarkter gedacht. Alle Kistengrößen können gereinigt werden“, so Baltenweck. Mehr Informationen unter www.bw-fpe.com.

Große Nachfrage hat es in diesem Jahr laut Tobias Brutscher von der Firma Ebinger nach dem Bewässerungswagen E-Rain gegeben. Mit dem Bewässerungswagen ist eine schnelle und effiziente Bewässerung von kleinen Flächen bis zu einer Länge von 220 m möglich. „Durch den Antrieb über einen 24-V-Elektromotor entsteht kein Druckverlust“, sagte Brutscher. „Ein Akku mit Solarmodul sorgt dafür, dass sich das Akku auf dem Feld auflädt und ein autonomer Einsatz über den ganzen Arbeitstag möglich ist.“ Serienmäßig ist der Bewässerungswagen mit einem Sektorregner ausgestattet. Es ist aber auch die Ausstattung mit einem Spritzgestänge möglich. Den E-Rain gibt es in verschiedenen Größen. (https://www.ebinger-gmbh.com).

Beregnung planen und dokumentieren

Mit Bewässerung beschäftigt sich auch Waterfox. Die Software ermöglicht die Planung, Koordination und Dokumentation von Bewässerungsmaßnahmen und hilft den Erzeugern, Zeit zu sparen. Die Schläge müssen in der Software einmal angelegt und Basisdaten zu Böden und Kulturen eingegeben werden. Die Software bezieht regionale Wetterdaten oder Daten aus eigenen Wetterstationen mit ein und nutzt Satellitenbilder zur Auswertung der Bodenfeuchte. Die Bewässerungsempfehlungen erfolgen auf Grundlage der Geisenheimer Steuerung unter Nutzung von Künstlicher Intelligenz. „Der Anwender kann alle notwendigen Informationen zu den Schlägen über die App auf dem Smartphone abrufen“, erklärte Josia Fritz von HelioPas AI aus Karlsruhe, die Waterfox entwickelt haben. Die einzelnen Flächen sind entsprechend ihres Bewässerungsbedarfs farblich gekennzeichnet. Die Anwendung ist vor allem für Gemüseerzeuger konzipiert, die mit kurzen Kulturzyklen arbeiten und die Wassergaben optimal verteilen wollen. Auch eine satzweise Unterteilung der Schläge ist möglich. „Der Nutzer bekommt tagesaktuell die Bewässerungsempfehlung aufs Handy und kann sie auch an die Mitarbeiter weiterleiten“, so Fritz. So ließen sich die Arbeiten besser und zeitsparender koordinieren. Die Bewässerungsmaßnahmen werden automatisch dokumentiert, schlag- und satzgenau mit Wassermenge. „Die Zeitersparnis ist unser Hauptthema“, sagte Geschäftsführer und Mitgründer Ingmar Wolff. Das Unternehmen HelioPas AI gibt es seit zweieinhalb Jahren und viele größere Gemüsebaubetriebe in der Pfalz nutzen Waterfox bereits. „Wir versuchen gerade, die Vernetzung auszubauen und wollen Schnittstellen zu digitalen Ackerschlagkarteien und zu Beregnungssystemen schaffen, um die Anwendung weiter zu optimieren“, so Wolff. Weitere Infos unter www.waterfox.heliopas.ai.

Imke Brammert-Schröder