Violen: Bewegung im Sortiment
von Peter Springer
Violen – das steht für Massenartikel, Preisverfall und witterungsbedingte Absatzprobleme. Wie dennoch mehr aus der Kultur heraus zu holen ist, das zeigten die Züchter zur letzten IPM mit ihren neuesten Kreationen.
Das Stiefmütterchen ist eigentlich eine recht unkomplizierte Zierpflanze. Ob nun beim Produzenten oder in den Pflanzgefäßen der Konsumenten. Deshalb hat sich die Pflanze auch zu einem der wichtigsten Frühjahrsblüher im Sortiment der gärtnerischen Zierpflanzen entwickelt. Trotzdem hat die Pflanze so ihre Tücken: Weil Violen eben `jeder kann´, drückt die Masse den Preis. Und wenn dann das Wetter nicht mitspielt und der Absatz stockt, wie im Frühjahr 2013, dann ist die Katastrophe da. Der Markt bricht zusammen.
Wie lässt sich das verhindern? Das war die Hauptfrage zur diesjährigen IPM. Abgrenzung vom Normalsortiment – das war die Antwort der meisten Züchtungshäuser. Entweder durch extravagante Farbkombinationen, außergewöhnliche Blütenformen und Blütengrößen oder durch Verwendungsbereiche, die neue Käuferschichten ansprechen sollen.
Trend zu kleinblütigen Sorten
Auffällig ist bei den Viola der Trend zu den kleinblütigen Sorten. Bei Florensis beispielsweise stehen die Augensorten der Viola cornuta im Mittelpunkt der Züchtung. Federführend sind hier die Sorten der "Sorbet XP"-Serie, die laufend durch Neuheiten ergänzt werden, wie beispielsweise die `Yellow Pink Wing´ mit ihrer auffälligen Farbkombination oder die `YTT´ (Yesterday/Today/Tomorrow) in hellen Blautönen mit gelber Mitte und intensiver Strichzeichnung. Die "Sorbet XP"-Serie umfasst inzwischen 26 Einzelsorten und zwei Mischungen. Sie zeichnen sich vor allem durch eine gute Uniformität bezüglich Blütezeitpunkt und Pflanzenaufbau aus. Getopft in Woche 42, blühen die Sorten bereits Anfang Januar.
Wer sich mit Sonderfarben vom Normalsortiment der Miniviolen abheben möchte, der wird in der "Callisto"-Serie von Florensis fündig. Annähernd 40 Sorten sind hier vereinigt. Mit dabei spektakuläre Farben wie Tiefschwarz (`Black´) oder außergewöhnliche Mischfarben in Gelb-Orange-Braun (`Peach Melba´) oder Lila-Weiß-Orange (`Peach Duet´).
Um Viola cornuta handelt es sich auch bei der neuen "Grandissimo"-Serie von Sakata. Bei der Blütengröße von fast 5 cm ist es allerdings schwer, sie nicht den Wittrockiana zuzuordnen. Wie der japanische Züchter mit Europa-Sitz in Dänemark berichtet, ist die neue Serie vor allem für den Absatz ab dem Frühherbst vorgesehen. Die Pflanzen besitzen eine ausgezeichnete Toleranz gegenüber Hitze und lassen sich so bereits im Spätsommer problemlos heranziehen. "Grandissimo" umfasst derzeit neun Sorten.
Bei den Viola wittrockiana glänzt Sakata vor allem mit außergewöhnlichen Farbkombinationen. So beispielsweise innerhalb der Serie "Dynamite" die Sorten `Strawberry´ in einer rot-weißen Farbkombination oder die Sorte `White With Rose Blotch´ in Weiß mit einem roten Gesicht. Wer zarte Pastelltöne und außergewöhnliche Farbverläufe mag, der ist auch mit der Serie "Ultima" gut bedient. Hier ist es vor allem die 'Radiance'-Gruppe, die sich mit ihren Farbstrukturen deutlich vom Normalsortiment abhebt.
Blütenfarben wie gemalt
Mit besonderen Farbkombinationen macht auch der belgische Pflanzenzüchter Rudy Raes auf sich aufmerksam. Für ihn müssen sich die Züchtungen vom Normalsortiment abheben, um vom Kunden wahrgenommen und als etwas Besonderes angesehen zu werden. Bei den Viola cornuta sind dies beispielsweise innerhalb der "Butterfly"-Serie zarte Pastelltöne wie die Kombination von Lila, Rosa und Weiß bei der Sorte `Lila White´ oder Gelb-Weiß mit einem feinen lilarosa Blütenrand bei der Sorte `Blue Ice´. Die "Butterfly"-Serie umfasst inzwischen 31 Farben und deckt damit fast alles ab, was mit Viola cornuta möglich ist. Bei den Viola wittrockiana kommen nun immer stärker auch interessante Farbverläufe und Mischfarben ins Spiel. Klare Farben mit ausgeprägten Gesichtern oder Strichzeichnungen dominieren zwar nach wie vor das Sortiment, aber außergewöhnliche Farben wecken das Interesse an den Violen und machen neugierig. Beispiele hierfür sind Sorten wie `Raspberry & Cream´ oder `Yellow Flame´ innerhalb der Serie "Carrera". Um eine komplette und einheitliche Serie mit Spezialfarben handelt es sich auch bei der "Prime Up". Es sind Sorten für die Herbstblüte, die für Hitzetoleranz, langes Durchblühen und starke, gut verzweigte Pflanzen stehen.
"Inspire" heißt es bei Benary. Mit dieser großen Gruppe von nunmehr 29 Farben innerhalb der Viola wittrockiana werden neue Maßstäbe gesetzt. Die Pflanzen mit ihren großen attraktiven Blüten verfügen über einen kompakten Wuchs und halten auch extremen Witterungsbedingungen stand. "Inspire"-Sorten eignen sich sowohl für die Frühjahrs- wie auch für die Herbstproduktion. Bereichert wurde das Sortiment nun mit attraktiven Farbkombinationen wie `Terracotta´, `Flieder´ oder `Pfirsich Töne´.
"Thriller" ist eine ganz neue Serie von Benary. Die sechs Einzelsorten und eine Mischung bilden kompakte, kräftige Pflanzen mit extrem großen, nach oben gerichteten Blüten und gehören zu den frühesten XL-Violen auf dem Markt.
Ergänzungen bei den Violen zeigte auch der Jungpflanzenproduzent Kientzler in seinem Frühjahrsflirt-Sortiment. Zu der bereits bekannten `Etain´ mit ihren großen rahmgelben Blüten, der orangefarbenen Mitte und einer violetten Bordüre kommt nun als Partnersorte die `Blue Moon´ hinzu. Auch sie zeichnet sich durch eine ungewöhnliche Farbgestaltung aus und repräsentiert die Farbgruppe Gelb/Blau. Bei ihr bilden sich um das goldgelbe Auge herum Farbbereiche in Elfenbeintönen und Himmelblau. Beide Sorten werden aus Stecklingen produziert. Sie besitzen einen besonders gleichmäßigen Aufbau im Topf und zeichnen sich durch eine frühe und reiche Blüte im Bestand aus. Der Topftermin ist Mitte August bis Ende September, Lieferform ist die 104er Platte.
Violen als Ampelpflanze
Einen neuen Vermarktungsimpuls erhielten die Violen, als die ersten hängenden Sorten eingeführt wurden. Mit ihnen lässt sich der Verwendungsbereich deutlich ausdehnen. Zuvor waren den normalen Stiefmütterchen nur die Bereiche Beet und Balkonkasten vorbehalten. Nun erobern sie auch die Ampeln und dienen in Arrangements als Blütenkaskade in Verbindung mit stehenden Arten.
Bei den großblumigen Viola wittrockiana ist dies die "WonderFall"-Serie von Syngenta Flowers. Die Hänge-Stiefmütterchen mit ihren mittelgroßen Blüten wurden zunächst mit sechs Farbsorten gestartet, die vornehmlich die Farbgruppe Blau/Lila repräsentieren. Nun ist das Sortiment ausgedehnt worden und umfasst auch weiße und gelbe Varianten. Nach Angaben von Syngenta werden die "WonderFall" in 12er- und 14er-Töpfe kultiviert. Nach sieben bis neun Wochen sind sie verkaufsfertig.
PanAmerican Seed reagierte auf den Trend zum hängenden Stiefmütterchen mit der Serie "Cool Wave". Hierbei handelt es sich um Sorten mit einem besonders üppigen, sich weit ausbreitenden Wuchs und mittelgroßen Blüten. Aktuell ist die Serie in sechs Farben zu haben. Für 2014 kommen zwei neue Sorten hinzu: die `Cool Wave Red Wing´ mit der Farbe dunkelrot/gelb und `Cool Wave Blueberry Swirl´ mit einem außergewöhnlichen Farbverlauf von himmelblau nach gelb. Zur IPM betonte PanAmerican Seeds, dass die Serie nicht nur für Ampeln, Kästen oder Hanging Baskets geeignet ist. Sie lässt sich auch aufgrund ihres starken Wuchses gut als Bodendecker verwenden. Das Unternehmen rät für die Kultur die Nutzung größerer Plugs, beispielsweise mit einer 128er Platte. Die Pflanzen breiten sich so schneller aus und füllen Ampeln oder Container besser aus. Damit lässt sich Kulturzeit von bis zu zwei Wochen einsparen. Um den üppigen Wuchs der Pflanzen nicht zu sehr zu behindern, sollen Wuchsregulatoren nur sehr sparsam bis gar nicht eingesetzt werden.
Bei Volmary sind es die "Ice Babies", die als besonders frostfeste und winterblühende Hornveilchen für den Verkaufsschwerpunkt Herbst zur Verfügung stehen. Mit ihrem ausgebreiteten, kräftigen Wuchs und guter Flächendeckung eignen sich gut für die Kultur in Töpfen und Ampeln. Der Absatz wird durch diverse Verkaufsförderungsmaterialien wie Etiketten, Poster und bedruckte Töpfe unterstützt. Derzeit umfasst das Sortiment 14 Varietäten. Neu dabei die `Sky Blue´ in himmelblau und die 'Pink' mit einer schönen rosa und roten Mischfarbe.
Es wird bunt
Der Trend zu bunten Mischungen in einem Topf befindet sich derzeit bei den Beet- und Balkonpflanzen in voller Fahrt. Da können natürlich die Violen nicht hinten anstehen. Volmary hat sich in dem Zusammenhang den Viola cornuta angenommen. "Mix a Twix" heißt es hier. Dabei handelt es sich um Dreier-Kombinationspflanzungen, die in ausgiebigen Versuchen in Produktionsbetrieben auf ihre Praxiseignung hin getestet wurden. Herausgekommen ist eine interessante Farbpalette, die von Ton-in-Ton Mischungen (z.B. Gelb/Weiß oder Lila/Blau/Weiß) bis hin zu kontrastreichen Mischungen (wie Blau, Rot, Gelb) reicht. Bei den Pflanzen handelt es sich um Sorten aus der Viola cornuta-Serie "Twix", die seit langem Bestandteil der Produktpalette von Volmary ist und über eine Einheitlichkeit der Sorten untereinander verfügt. Die Pflanzen sind im 13 cm V-Plants Konzepttopf produzierbar, inklusive Serien-Logo, Kulturpiktogrammen und EAN-Code.
Neben den Trio-Pflanzungen erweitern die Farbneuheiten `Twix Lemon Pink Wing´ und `Twix Pink Face´ das Sortiment. Es sind zwei Sorten im rosa Farbbereich, der in den vergangenen Jahren stark an Bedeutung gewonnen hat.
Mit "Twix Special" bietet das Sortiment auch noch eine Unterserie mit Sonderfarben, die sich in Wuchs, Blütengröße oder der Zeitigkeit von den normalen "Twix"-Sorten unterscheiden. Hier ergänzt die neue `Twix Special Morpho´ das Sortiment, einer Sorte mit sandgelber Basis und blauen Flügeln.
"Deltini" und "Endurio", das steht bei Syngenta für die kleinblütigen Viola cornuta mit besten Eigenschaften wie Uniformität, Frühzeitigkeit, Verzweigung und Habitus. Auch hier werden nun bunte Töpfe angeboten, zusammengefasst unter dem Begriff "Multicolors". Die Pflanzen benötigen etwa 15 Wochen für die Frühjahrsblüte und sechs bis sieben Wochen für die Herbstblüte. "Multicolors" sind vielseitig verwendbar und im Fall der "Multicolors Endurio" auch in der Ampel als Hängeviolen.
Bunte Töpfe müssen aber nicht nur Violen verschiedener Farbe enthalten. Inzwischen sind auch Mischungen mit anderen Frühjahrsblühern möglich. Darüber berichtete PanAmerican Seed. "Fuseables" heißt es hier und umfasst gleichzeitig eine neue Saattechnologie. Es sind Multisaatpillen, denen in einem gelartigen Trägermaterial neben den verschiedenen Samen auch Düngestoffe hinzugefügt werden. In dem Fall enthalten die Pillen Saat von Viola `Cool Wave Yellow´ und weißen Alyssum `Clear Crystal´. Das Ganze nennt sich dann "Sunny Day" und ergibt eine aufeinander abgestimmte Farbmischung. Die Kulturzeit beträgt rund sechs bis zehn Wochen.