Kürbishof Sprengel, Papenburg: Immer auf der Suche nach Neuem
Zwischen Papenburg und dem Küstenkanal in Ostfriesland liegt der Kürbishof Sprengel, den Günter Sprengel Anfang der 1990er-Jahre von seinem Vater übernahm. Der 62-jährige Landwirtschaftsmeister startete nicht mit Gemüseanbau, sondern im Bereich Jungsauenvermehrung. Mittlerweile sind die Schweineställe verpachtet, seit 2001 bauen er und Ehefrau Inga mehr als 200 verschiedene Kürbissorten sowie Tomaten und Paprika im Folientunnel und Zucchini im Freiland an.
Die 20 ha großen Flächen liegen nicht in einem für die Region typischen moorigen Gebiet, sondern auf einer sandigen Landzunge. Auf 6 ha wachsen unterschiedlichste Kürbissorten, auf einem Viertel ha kultiviert Sprengel Zucchini im Freilandanbau. Krankheitsbedingt habe er die restlichen Flächen verpachtet und denke zunehmend über Schließung oder Hofübergabe nach. „Ich bin aktiv auf der Suche, wie es weitergehen soll.“
In Bezug auf Sortenvielfalt und Produktionsmenge gibt es in der Region für den Kürbishof keine Konkurrenz. 2001 fing Günter Sprengel ganz klein mit Kürbis an. In den Folgejahren habe er aufgrund der großen Nachfrage eigentlich immer zu wenig Kürbis produziert und erhöhte die Anbaufläche auf 11 ha. 2022 kündigte Sprengel die Zusammenarbeit mit der Gartenbauzentrale Papenburg GBZ für die Abnahme von Hokkaido- und Halloweenkürbissen auf. Seitdem gehen auch diese beiden Sorten überwiegend in die Direktvermarktung des Hofladens und in den Großhandel.
Nur noch Direktvermarktung
War der Hofladen in den Anfangsjahren nur während der Kürbissaison geöffnet, ist er mittlerweile ganzjährig in Betrieb. Das stetige Wachstum des Hofverkaufs veranlasst Günter und Inga Sprengel zu Überlegungen, die leerstehenden Schweineställe als große Hofladenfläche umzubauen. Vom Gefühl her sei er mehr Gärtner als Landwirt, sagt er. Aus dieser Leidenschaft für das Gärtnern resultiert auch die große Sortenvielfalt bei den Kürbissen und in dem den Hofladen umgebenden Garten. Immer auf der Suche nach Neuem, baut er die ungewöhnlichsten Sorten an. Von manchen Sorten hat er wenige Pflanzen, den größten Anteil machen Hokkaido, Zier- und Halloweenkürbisse aus. In diesem Jahr seien, so Günter Sprengel, die Farben weiß und grau Trend. Dass die allermeisten im Hofladen verkauften Kürbisse nicht zum Verzehr, sondern zu Dekorationszwecken genutzt werden, schlägt sich daher auch in der Sortenauswahl nieder. Einer der Verkaufsschlager im Hofladen von Inga Sprengel sind bemalte oder in Serviettentechnik bedruckte Kürbisse. Dafür eignen sich besonders die weißen Sorten. Erstaunlicherweise finden auch Halloweenkürbisse überwiegend als Zierkürbisse Verwendung. Seitdem Inga Sprengel aber Kürbisrezepte, die sie selbst entwickelte, aber auch Rezepte aus dem Internet und von Berufskollegen, für alle Sorten bereithält, stieg der Verkauf von Butternut-, Muskat-, Aicon- und Spaghettikürbis deutlich an.
Neben eigenen Produkten gibt es im Hofladen eine große Auswahl an anderen Lebensmitteln aus regional ansässigen wie auch überregionalen Betrieben. Hausgemacht sind Fruchtaufstriche, Chutneys, Suppen und eingelegtes Gemüse. Dekorationsartikel nehmen im Hofladen einen großen Bereich ein. „Die Kunden sollen bei dem Besuch des Hofladens eine fertige jahreszeitliche Deko kaufen können“, erklärt Günter Sprengel das Konzept. Dazu zählen neben Kürbissen auch Floristik, Kränze, Körbe und Kerzen. Mit einem Rastplatz für Fahrradfahrer und dem alljährlichen Kürbis- und Halloweenfest schaffen Günter und Inga Sprengel weitere Kundenbindung. Ihre gut gemachte Webseite bringt ihnen nicht nur Käufer in den Hofladen, sondern hat bereits verschiedene Medien auf sie aufmerksam gemacht. Schon an der Bundesstraße weist eine aufwendig gestaltete Kürbisdekoration auf den Hofladen und das umfangreiche Kürbissortiment hin.
Ernte in Eigenregie
Auf 6 ha baut Günter Sprengel mit Unterstützung seines Neffen Sven Sprengel 100 t Kürbis an. Nur selten setzt er Saisonarbeitskräfte ein. Zierkürbisse beernten sie aufgrund ihres hohen Qualitätsanspruchs ausschließlich in Eigenregie. Im Winter legt Günter Sprengel die Sortenauswahl fest und hat dabei als wichtiges Kriterium für den Verkauf einen festen und harten Stiel bei Zierkürbissen im Blick. „Der Stängel ist wichtig im Verkauf“, sagt der Landwirtschaftsmeister. Als sehr mehltauresistent habe sich beim Hokkaido die Sorte `Flexi Kuri´ erwiesen. In diesem Jahr hätte er eigentlich komplett auf die Fungizidbehandlung verzichten können, berichtet er. Das teure Saatgut zahle sich nicht nur durch große Mehltauresistenz, sondern auch in der Qualität aus. Grundsätzlich sei Mehltau aber ein großes Thema im Anbau von Kürbissen. Bei frühem Befall des Laubs zieht die Pilzkrankheit in den Stängel und die Früchte reifen nicht mehr ab. Zierkürbisse hingegen leiden unter dem Befall von Cladosporien, sodass Optik und Haltbarkeit in Mitleidenschaft gezogen werden.
„Jedes Jahr sind wir früher mit der Ernte dran“, sagt Sven Sprengel, Student der Agrarwissenschaft. In diesem Jahr begann die Hokkaidoernte bereits Mitte August. Die Saison beschließt der Kürbishof Sprengel alljährlich mit dem Halloweenfest Anfang Oktober. „Danach kauft niemand mehr Halloweenkürbisse“, so Sprengel. Bioanbau halten Günter und Sven Sprengel im Kürbisbereich für schwierig. Es frage kaum ein Verbraucher nach Biokürbis, so ihre Erfahrung. Zudem halten sie den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln auf dem Kürbishof sehr gering.
Anbau
Aufgrund der klimatischen Bedingungen in Ostfriesland funktioniert Direktaussaat von Kürbissen und Ziermais nicht. Ab Mitte April findet die Aussaat in Multiplatten, die zur besseren Keimung zusätzlich mit Vlies überdeckt werden, im Folientunnel statt. Vor Auspflanzung ins Freiland werden die Multiplatten im Drei- bis Vierblattstadium zur Abhärtung vor die Folientunnel gestellt. Vor der Ausbreitung der Ranken wird das Feld drei- bis viermal mit der Fingerhacke durchgehackt. Günter Sprengel baut Hokkaidokürbisse in 1,50-m-Reihen an, alle anderen Kürbispflanzen wachsen in einem Reihenabstand von zwei Metern. Für diese Reihenabstände gibt es auf den Flächen des Kürbishofs Sprengel eine Reihenbewässerung. Gegen alle Annahmen aber brauche Kürbis nicht so viel Wasser, sagt der Papenburger Landwirt. „Wenn die Pflanzen angewachsen sind, kommt der Kürbis recht gut mit Trockenheit klar.“ Mit Starkregenereignissen hat der Kürbishof aufgrund seiner Lage auf Sandboden wenig Probleme. Hagelschauer hingegen können große Schäden in Kürbiskulturen verursachen. Davon blieb der Kürbishof aber in diesem Jahr verschont. Dagegen erlitten die Kulturen im vergangenen Jahr auf der sonnenzugewandten Seite einen „Sonnenbrand“ und wurden braun. Auch hier stellte sich die Sorte Hokkaido `Flexi Kuri´ als deutlich widerstandsfähiger heraus.
In aller Regel ernten Günter und Sven Sprengel in der Saison täglich. Um große Mengen an Kürbissen effektiv säubern zu können, steht auf dem Kürbishof eine Kürbis-Waschstraße mit Bürstenwaschanlage für Hokkaido, Zier- und kleine Holloweenkürbisse. Sorten mit weicherer Schale werden aufgrund ihrer Empfindlichkeit per Hand gesäubert.
Sabine von der Decken
(Artikel aus GP 10/24)