Grüne Liebe rostet nicht
Die Organisatoren der 46. Ausgabe von „Kom in de Kas“ hatten sich für die 2024er Ausgabe ein besonders versöhnliches Motto zurechtgebastelt: „Glücklicherweise gibt es Blumen, Gemüse, Obst und Pflanzen, sie machen unser Leben gesünder, glücklicher und nachhaltiger. Sie schenken uns ... grüne Liebe.“ Es ging nicht nur um „grüne Liebe füreinander, für die Branche, für die Produzenten und für die Produkte aus dem Gewächshaus“, sondern auch um „intelligente Lösungen, Effizienz und verantwortungsvollen Umgang mit Energie, Wasser und Restmüll“.
Schließlich würden die niederländische Pflanzenproduzenten schon seit Jahren in Nachhaltigkeit investieren: „Warum? Davon profitieren alle. Auf diese Weise arbeitet der Gewächshausgartenbau an Green Love Forever.“ 113 Unternehmen nutzten Anfang April die Gelegenheit, sich selbst in die Etalage zu setzen. Kom in de Kas ist dabei ganz klar auch ein Mittel zur Mitarbeiterwerbung: „Auch wenn Sie keinen grünen Daumen haben, sind Sie im Gewächshausgartenbau genau richtig. Gefragt sind beispielsweise neben Produktionsmitarbeitern auch Führungskräfte, Techniker, Vertriebs-, IT- und HR-Mitarbeiter.“
Mitte der 1960er-Jahre wurde erstmals eine Art Tag der offenen Tür für den Unterglasgartenbau veranstaltet. Dies war ein so großer Erfolg, dass 1977 die allererste Ausgabe von Kom in de Kas in den gesamten Niederlanden organisiert wurde. Seitdem ist Kom in de Kas die mit Fug und Recht die öffentlichkeitswirksamste Veranstaltung des niederländischen Gewächshausgartenbaus. Mit der Rekordanzahl von 228 000 Besuchern im Jubiläumsjahr 2002 stieg Kom in de Kas in die Top 10 der Großereignisse in unserem kleinen Nachbarland auf.
Mit insgesamt zwölf Anlaufstationen war die Region Arnheim/Nimwegen dieses Jahr gut für mehr als ein Zehntel aller Türen, die offen standen. Minus das Gartenbaumuseum in Huissen, die Erdbeeren bei Royal Berry in Bemmel und dem Paprikaproduzenten van der Hard blieben neun „echte Bluzies“ über, die dann noch dazu sowohl einen guten Überblick über das in unseren Breiten übliche Sortiment gaben als auch gewissermaßen den Stand der Technik „von und bis“ repräsentierten.
Seit mehr als 40 Jahren ist GroWplant in Bemmel auf die Produktion einer breiten Palette tropischer Pflanzen sowie saisonaler Produkte spezialisiert, investiert erkennbar viel Mühe in die permanente Erneuerung des Sortiments und beeindruckte nicht nur, aber auch mit der Breite und Tiefe des zur Schau gestellten Angebots, das als sog. mittelgroße Terminaufträge im Lebensmitteleinzelhandel, Baumärkten und Discountern landet oder das es auch schon einmal in Auszügen für Privatkunden bei der knapp fünf Kilmeter entfernt gelegenen Kwekerij Huissen zu kaufen gibt.
2,6 Mio. in fünf Wochen verkaufte Violen geben einen Eindruck davon, was Ewelina und Henk Wagener neben den Vorbereitungen zum Tag der offenen Tür in den letzten Wochen noch so beschäftigte. Kwekeriij Huissen strich 2006 Gemüse und Schnittblumen aus dem Sortiment und spezialisierte sich anschließend komplett auf Beet und Balkon sowie Topfpflanzen mit dem Anspruch, von der Aussaat über die Anzucht bis zur Auslieferung alles in Eigenregie – und das, soweit es geht, vollautomatisch – zu erledigen.
Das obere Ende der Messlatte des technisch Machbaren zeigte GP Powerplants, selbst wenn die Stecklinge auch 312 Jahre noch Erfindung der Dampfmaschine in Oosterhout noch mit der Hand gesteckt werden. Im weiteren, weitgehend automatisierten Produktionsverlauf wandern die Kalanchoen auf Mobiltischen 15 Wochen lang durch die Gewächshausabteilungen, jede mit ihren eigenen spezifischen Temperatur- und Lichtbedingungen.
Das überschüssige Wasser, das nicht von den Pflanzen aufgenommen wird, wird aufgefangen, gefiltert und dann beim nächsten Gießen wiederverwendet. Und während mittlerweile üblich ist, halten UV-Lampen, die, wie bei GP Powerplants an das Bewässerungsgestänge montiert, über den Pflanze schweben, eher zögerlich Einzug in die gärtnerische Praxis. Damit lässt sich aber das Pflanzenwachstum umweltfreundlich regulieren und der Einsatz von Pestiziden minimieren.
Die Pflanzen werden in recycelbaren Töpfen angezogen und die Farbenfreude der ebenfalls recycelbaren Verkaufsverpackungen soll die freundliche und fröhliche Atmosphäre, die bei GP Powerplants vorherrscht, widerspiegeln. Die ausgewachsenen Kalanchoen werden vollautomatisch verpackt und für den Versand an den Kunden vorbereitet und sollen an ihrem Bestimmungsort mindestens zwei Monate lang in voller Blüte bleiben, so das Qualitätsversprechen.
Kwekerij Bonenkamp ist ein Familienunternehmen, in dem mittlerweile die dritte Generation aktiv ist. Das Unternehmen hatte seinen ursprünglichen Sitz in Lent und startete vor einem Vierteljahrhundert in Oosterhout seinen Neuanfang. Das Unternehmen baut ein breites Sortiment einjähriger, blühender Gartenpflanzen an. Die Pflanzen wachsen auf Ebbe- und Flut-Betonböden, das Wasser wird wiederverwendet. Es handelt sich um ein geschlossenes System, das große Vorteile für die Umwelt mit sich bringt. Im Herbst werden im Betrieb auch Azaleen angebaut.
Im Plantencentrum Eerbeek, ebenfalls in Oosterhout, gab es in zwei Hektar Gewächshaus neben einem Tischsystem, eine Topfmaschine und auch eine Schermaschine zu sehen. „Fleißige Lieschen“ sind eine der Spezialitäten und das Gärtnerjahr wird eingerahmt von Veilchen und Primeln im Frühjahr und Viola im Herbst. Nicht weit davon betreibt Braam van de Pas seit 35 Jahren eine Pfingstrosengärtnerei und ist erkennbar stolz darauf, kein großes modernes Unternehmen geworden zu sein, sondern kleinteilig, umweltbewusst und energieneutral.
Da dürfen dann auch Hühner zur Schädlings- und Unkrautbekämpfung nicht fehlen. Van de Pas baut seine rund 30 verschiedenen Sorten Pfingstrosen sowohl in Gewächshäusern als auch im Freien an, was zu einer Ernteperiode von etwa acht Wochen führt. Direkt nebenan ging es weiter mit der „Königsblume“, wie die Schnitthortensie in der Kwekerij Zeestraten genannt wird. Jos und Michel sind dabei nicht weit entfernt von 100 % biologischem Hortensienanbau.
Noch einen Schritt weiter ist EscaroPlants – malerisch versteckt zwischen Obstbäumen. Fetthenne, Sempervivum, Echeveria, Primel und Bellis werden so angebaut, dass möglichst wenig Energie, Chemikalien und Wasser verbraucht werden. Chemie kommt nur dann zum Einsatz kommt, wenn es unbedingt erforderlich ist.
Van Ewijk Potplanten schließlich ist einer der größten Produzenten von Selaginella und Thunbergia in Europa.
Tim Jacobsen
(Artikel aus GP 05/24)