Sommertagung Zierpflanzenbau 2024
Die Sommertagung Zierpflanzenbau an der Staatlichen Lehr- und Versuchsanstalt für Gartenbau (LVG) in Heidelberg war auch in diesem Jahr so gut wie ausgebucht und Ute Ruttensperger, Leitung gartenbauliches Versuchswesen, moderierte fachlich kompetent durch diesen bunten Tag.
In unterschiedlichen Vorträgen gab es nicht nur Input zu neuen interessanten Sorten beim Sommersortiment 2025, sondern auch zu den Themen Produktion und Vermarktung für den Direktabsatz, unterschiedliche Lösungen zur Düngerbevorratung sowie Aktuelles aus dem Pflanzenschutz.
Thripskontrolle und Behandlungsstrategien
Jörg Klatt, Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen, ist bereits seit 37 Jahren im Pflanzenschutz unterwegs und verfügt somit über sehr viel Erfahrung in der Praxis, die er in seinem Vortrag zum Thema Thripse einbrachte. „Von den sechs Entwicklungsstadien, die ein Thrips vom Ei bis zum adulten Tier durchlebt, befinden sich die Präpuppe und die Puppe im Boden, im Substrat oder aber auch in Nischen direkt auf den Pflanzen und sind somit kaum bekämpfbar“, erläuterte Klatt. Diese Stadien werden dann in der Regel auch unerkannt über Stecklinge in neue Kulturen eingeschleppt, weshalb eine penible Eingangskontrolle der Ware extrem wichtig ist. Der bekannteste und am häufigsten verbreitete Thrips war bislang Frankliniella occidentalis, der ab Mai bis Ende Juni aufgrund der Tageslänge und Lichtstärke und dann häufig noch einmal im September/Oktober im Gewächshaus seine Populations-Höhepunkte erreicht. Dabei liegt die Vermehrungsrate im Temperaturbereich von 20-25 °C am höchsten, Hitzeperioden liebt dieser Schädling nicht. Doch das Monitoring ist auch im Winter wichtig. Eine Vermehrung des Schädlings über Pflanzenmaterialien wie Stecklinge kann dann zu einer hohen Population Ende Dezember bis Anfang Januar führen. Blautafeln oder die Schüttelmethode auf ein Blatt weißes Papier geben Auskunft, bevor sich die ersten Schäden durch helle Flecken an Blatt und Blüte zeigen. „Thripse bevorzugen die weicheren Blüten, gehen aber auch an die Blätter. Somit ist eine ständige Kontrolle, auch an den Blattunterseiten sehr wichtig“, erklärte Klatt. Bei befallenen Alpenveilchen kommt es beispielsweise als erstes erkennbares Schadbild zu Blattwölbungen. „In neuen Gewächshäusern kann es bei befallenen Kulturen zu richtigen Populations-Exzessen kommen, da in diesen noch sterilen Häusern keinerlei Gegenspieler leben“, weiß Klatt. Auch der Befall von Kirschlorbeer ist möglich, wenn auf der Fläche vorher eine befallene Rosenkultur stand. Nekrotische Zeichnungen auf Alpenveilchen können auf Thrips tabaci hindeuten, einem der Hauptschädlinge an Zwiebelkulturen, der laut Klatt mittlerweile häufiger anzutreffen ist wie Frankliniella occidentalis. Nach mehreren Generationen im Gewächshaus werden die Schädlinge empfindlich gegen UV-Strahlung, wodurch auch ein Umzug der Kultur ins Freiland den Befall mindern kann. Thrips setosus wurde aus Japan und Korea eingeschleppt und soll ebenfalls das Tomatenbronzefleckenvirus übertragen können. Da seine Temperaturansprüche im Bereich von 17-27 °C liegen, wird seine Etablierung laut Klatt für sehr wahrscheinlich gehalten. Er ist an seiner kastanienbraunen Färbung mit den hellen Flügelansätzen gut erkennbar. Über Vermehrungsmaterial von Grünpflanzen aus Übersee gelangte Thrips parvispinus nach Deutschland. Bei uns verursacht er vor allem Schäden an Ficus, Schefflera und Anthurien. In anderen EUStaaten sind bereits Paprika-Kulturen stark gefährdet. Der Kalifornische Orchideenblasenfuß (Chaetanaphothrips orchidii) stammt aus den Tropen und schädigt Blätter, Blüten und Früchte. Mittlerweile tritt er weltweit auf. „Der Befall an einer Alternanthera-Kultur war durch Amblyseius cucumeris nicht zu bekämpfen, erst mit Amblyseius swirksii trat Besserung ein“, berichtete Klatt. Bei Usambaraveilchen befanden sich vor allem an den hellaubigen Sorten viele Larven unter den Blättern, die Dunkellaubigen schienen weniger anfällig. „Der Thrips nigropilosus besitzt zu einem großen Populationsanteil nur Stummelflügel. Diese Tatsache macht eine Früherkennung mittels Leimtafeln problematisch. Starke Schäden werden an Mentha und Dendranthema verursacht, und zwar besonders in Perioden mit hohen Temperaturen.
Wichtige Nützlinge und Pflanzenschutzmittel
Nützlich gegen Thripse sind vor allem Raubmilben und hier gilt der Antagonist Amblyseius cucumeris als Pflichtprogramm. Auch Amblyseius barkeri oder swirskii sind recht erfolgreich und die Bodenraubmilbe Hypoaspis sp. darf beim biologischen Pflanzenschutz nicht fehlen. Des Weiteren können Raubwanzen eingesetzt werden. Bei Temperaturen unter 15 °C lässt die Aktivität der Raubmilben allerdings nach. Untersuchungen haben gezeigt, dass die Kombination von Pflanzenschutzmitteln (z. B. Naturalis, Wirkstoff Beauveria bassiana-Sporen, besitzt jetzt eine Zulassung) auf Basis von insektenpathogenen Pilzen, die nach der Keimung in den Wirt eindringen, in Kombination mit Raubmilben sehr gut möglich ist und sogar die besten Ergebnisse lieferten. „Allerdings sollten diese insektenpathogenen Mittel nicht mit weiteren Wirkstoffen kombiniert werden, das zeigten uns die Versuche mit Naturalis“, riet Klatt. Weitere einsetzbare Mittel gegen Thripse sind beispielsweise Lalguard M52 OD (Sporen von Metarhizium brunneum) und NeemAzal T/S. Diverse andere Versuchen zeigten, dass der Einsatz von Raubmilben sehr erfolgreich ist.
Neue Einwanderer
Am Ende sensibilisierte Silvia Fittje die Unternehmer noch für die Gefleckte Weinbergschnecke, eine invasive Art, die aus dem Mittelmeerraum und der Atlantikküste stammt. Auch sie darf, wie die einheimische Weinbergschnecke, nicht mit Schneckenkorn bekämpft werden, obwohl immer mehr erschreckende Schadensmeldungen aus Parkanlagen und Privatgärten gemeldet werden.
Petra Reidel
(Artikel aus GP 02/25)