09.01.2024

Erklärbär Staatssekretär

Hermann Onko Aeikens kennt seine Bauern: Der 1951 geborene Agrarwissenschaftler war Minister in Sachsen-Anhalt, auch die Bundeslandwirtschaftsminister Schmidt und Klöckner vertrauten auf seine Dienste. Und wenn dann dieser Hermann Onko Aeikens den Bauern bescheinigt, dass sie es versäumt hätten, etwas gegen die Entfremdung zu tun, dann könnte dies in der spätestens seit dem Bekanntwerden des möglichen Endes ihres Dieselprivilegs wieder eher konfrontativen Gesamtlage für wohltuende Einordnung sorgen.

Daran, dass die Landwirtschaft systemrelevant ist, lässt Aeikens keine Zweifel aufkommen. Wie in kaum einem anderen Wirtschaftszweig gebe es in der Landwirtschaft allerdings jede Menge Zielkonflikte - Aeikens versucht, in seinem 276 Seiten umfassenden „Unsere Landwirtschaft besser verstehen – Was wir alle wissen sollten“ über Zusammenhänge, Widersprüche und Auswüchse aufzuklären. Aeikens hält Balance, lenkt den Blick sowohl auf die Bauern vor Ort als auch auf die große Weltbühne des internationalen Agrarhandels, und stellt die Bauern dabei weder als Verlierer noch als Gewinner dar.

In groben Zügen zeichnet er den Wandel der deutschen Landwirtschaft seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs nach, nichts weniger als einer der Garanten unseres Wohlstandes, stellt aber auch die  Frage nach den Grenzen dieser Entwicklung. An den Stellen, an denen der Autor den nüchternen Agrarwissenschaftler Agrarwissenschaftler sein lässt und in Plauderlaune gerät, gewinnt das Ganze an Farbe und wird lebendig – auch wenn der eigentlich Vorzug des im Mitteldeutschen Verlag erschienen Buches ist, ein hoch emotionales Thema erfrischend unaufgeregt zu betrachten.

Tim Jacobsen