19.02.2024

Nachhaltigkeit bei der Staudengärtnerei Gaißmayer

Statt Plastik kommen Altpapier und Bio-Heu zum Einsatz
Foto: Gaißmayer

Mit ihrer konsequenten Nachhaltigkeitsstrategie zeigt die Staudengärtnerei Gaißmayer in Illertissen, dass Klima- und Ressourcenschutz im Gartenbau möglich sind. „Für mich gehören Bio und Nachhaltigkeit zusammen“, betonte Nachhaltigkeitsbeauftragte Jutta Schaser Ende September 2023 auf der Jahrestagung der Fördergemeinschaft ökologischer Zier- & Gartenpflanzen (föga), der ÖKOmene und der LVG Heidelberg in eben jener LVG Heidelberg. Die Bioland-Gärtnerei kultiviert über 2 500 winterharte Arten und Sorten von Stauden, Kräutern, Gräsern und Beerenobst auf einer Fläche von vier Hektar.

Seit 2019 verwendet die Gärtnerei komplett torffreie Topferde von einem regionalen Hersteller. Hauptbestandteil ist Kompost aus mehrjährig abgelagerter Rinde von heimischen Nadelhölzern. Ebenso selbstverständlich wie der hundertprozentige Einsatz von Öko-Strom ist es für die Staudengärtnerei, möglichst weitgehend auf plastikhaltiges Verpackungsmaterial für den Online-Versand zu verzichten.

Statt Plastik kommen Altpapier aus regionaler Herstellung und als Füllmaterial Bio-Heu zum Einsatz, wie Schaser erläuterte: „Damit der Karton nicht durchweicht, legen wir eine hauchdünne Plastikfolie ein.“ Außerdem wurden auf Vorschlag eines Mitarbeitenden Schilder an den Abfallsammelstellen aufgestellt, damit alle wissen, wo und was gesammelt wird und wo es nachher hinkommt.

CO2-Fußabdruck

2021 hat die Zukunftswerk eG im Auftrag der Gärtnerei deren CO2-Fußabdruck ermittelt und anhand des Greenhouse Gas Protocol alle Unternehmensbereiche unter die Lupe genommen. „Das Ergebnis hat uns darin bestärkt, dass wir vieles bereits richtig machen“, sagte Schaser. Denn bezogen auf die Betriebsgröße fiel die Gesamtemission mit 655 t C02 erfreulich gering aus. Gemäß der CO2-Emissionsbilanz machten die Verbrennungsprozesse in der Gärtnerei nur 2,2 % (Energiebezug 0,7 %, Brennstoffe 1,5 %) der gesamten betrieblichen Treibhausgasemission aus.

Hier zahlt sich aus, dass die Gärtnerei zwei große Gewächshäuser bereits mit Holzpellets statt mit Öl beheizt und die Stauden überwiegend im Freiland oder in gut isolierten Kalthäusern bei maximal 6 °C kultiviert werden. Als Hauptemissionsquelle hat sich mit 72,8 % der Wareneinkauf entpuppt, also alles, was von der Gärtnerei zugekauft wird

Aufgrund der abgelegenen Lage der Gärtnerei ohne ÖPNV-Anbindung macht der Bereich Mobilität der Mitarbeitenden fast allein 10 % der Emissionen aus. Bisher, bedauert Jutta Schaser, sei es ihr nicht gelungen, das ÖPNV-Unternehmen in Illertissen zu überzeugen, eine Buslinie von Illertissen zur Gärtnerei einzurichten.

Kompostierbare Töpfe nicht praktikabel

Die Staudengärtnerei kennzeichnet mithilfe von PVC-Kunststoff-Etiketten ihre Pflanzen. Wenn die Etiketten ins Beet gesteckt werden, bestehe die Gefahr, dass sie mit den Jahren brüchig werden und zu Mikroplastik zerfallen, so Schaser.

Auch bei den Pflanztöpfen funktioniert es wegen der langen Standzeiten der Stauden über den Winter nicht mit kompostierbaren Materialien wie Holz- oder Papier. Um dennoch möglichst wenig Plastikmüll zu verursachen, setzt die Gärtnerei auf möglichst geschlossene Kreisläufe und schickt gebrauchte und nicht wiederverwendbare Töpfe an den Topfhersteller zurück. Der hat eine eigene Recyclinganlage und stellt aus den ausrangierten Töpfen im Spritzguss-Verfahren wieder neue Töpfe her.

Außerdem will die Gärtnerei beim Beheizen der Gewächshäuser zukünftig ganz von fossilen Brennstoffen wegkommen. Hilfreiche Tipps versprechen sich die engagierten Gärtnerinnen und Gärtner von dem Programm HORTEX, mit dem sich verschiedenste Heizsysteme in Gewächshäusern simulieren lassen.

Damit der Topfanbau - nicht nur im eigenen Betrieb - zukünftig ganz ohne torfhaltige Substrate auskommt, engagiert sich die Gärtnerei zudem in dem BÖL-Projekt TerÖko. Da als Torfersatzstoff häufig Kokosfasermark verwendet wird, das eine fragliche Umweltbilanz hat, geht es in einem nächsten Schritt darum, auch diese Komponente zu ersetzen. Daher testet die Staudengärtnerei in Zusammenarbeit mit dem Schweizer Substrathersteller ökohum den Einsatz von Hanffasern und Miscanthus.

Nina Weiler

(Artikel aus GP 02/2024)